Offener Brief an Pro City
Offener Brief an den Präsidenten der Pro City betreffend die Situation der Gewerbetreibenden in der Schaffhauser Altstadt
Sehr geehrter Herr Gründler
Seit mit unserer Parkplatz-Petition die Diskussion um den 1999 geschlossenen Parkplatzfrieden wieder entfacht ist, lassen Sie keine Gelegenheit aus, die schwierige Situation der Geschäftstreibenden in der Schaffhauser Altstadt auf die angeblich reduzierten Parkplätze zurückzuführen. Damit verkennen Sie nicht nur die Komplexität der Situation und die Vielfältigkeit der Einflussfaktoren, sondern verleugnen auch die Tatsache, dass heute im Vergleich zu 1999 nicht weniger sondern mehr Parkplätze in der Schaffhauser Altstadt vorhanden sind. Mit Ihrer monokausalen und ideologisch gefärbten Argumentationsweise erwecken Sie den Eindruck, von der aktuellen Situation und den tatsächlichen Problemen der Gewerbetreibenden in der Schaffhauser Altstadt keine Ahnung zu haben. Es ist zu befürchten, dass Sie mit Ihrer Polemik und Realitätsverweigerung den Altstadtläden schaden. Dabei hätten Sie eigentlich den Auftrag, diese zu unterstützen. Wir sind deshalb der Meinung, dass Sie statt ständig über die schwierige Situation zu wehklagen besser mit einer seriösen Analyse den Problemen auf den Grund gehen und Lösungsvorschläge ausarbeiten sollten.
Dass die Situation der Gewerbetreibenden in der Schaffhauser Altstadt schwieriger geworden ist, nehmen wir mit Sorge zur Kenntnis. Wem unsere Stadt am Herzen liegt, kann kein Interesse daran haben, wenn Altstadtläden schliessen müssen, Ladenlokale leer stehen und der Branchenmix in der Innenstadt verarmt. Wie die Schaffhauser AZ recherchiert hat, sind es nicht zuletzt die gestiegenen Mietpreise, die den Betrieben in der Altstadt zu schaffen machen. Leider haben Sie diese Tatsache in der Öffentlichkeit lange abgestritten und bagatellisiert.
Es ist an der Zeit, dass Sie sich auf Ihren Auftrag zurückbesinnen und mit einem kühlen Kopf agieren. Wir legen Ihnen ans Herz, eine Studie in Auftrag zu geben, welche die Situation seriös analysiert und untersucht, wo zusätzliches Potential zur Attraktivierung der Altstadt besteht. Das bringt mehr, als in der Öffentlichkeit Mutmassungen anzustellen. Es ist an der Zeit, zu investieren und kreativ zu werden. Von nichts kommt nichts! Gefragt sind Unternehmergeist und gute Ideen.
Das Geschäftsumfeld hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert (starker Franken, verändertes Einkaufsverhalten, Bedeutungsgewinn des Online-Markts, neue Shopping-Zentren in der Region etc.). Wer sich in einer solchen Situation nicht bewegt, die eigenen Stärken weder sieht noch auf diese setzt und auch keine neuen Strategien entwickelt, bleibt auf der Strecke. Die Schaffhauser Altstadtgeschäfte sind mit ihren Problemen nicht alleine. Anderen Städten und Regionen geht es ähnlich. Es ist deshalb nicht verkehrt, wenn Sie und Ihre Vorstandskolleginnen und -kollegen den Austausch mit Städten und Verbänden suchen, die sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen oder sahen. Statt ständig den Parkplätzen die Schuld an der aktuellen Situation zu geben, sollten Sie besser einen Ideenwettbewerb lancieren. So hat es beispielsweise Olten vorgemacht. Als „Preis“ winkte den Siegern Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Ideen. Um diesen Ideenwettbewerb in die Gänge zu bringen, machen wir schon einmal einige konkrete Vorschläge, die zu prüfen wären:
Gemeinsame Hauslieferdienste
Gemeinsamer Kinderhütedienst
Jährliches Genussfestival
Jeden zweiten Samstag veranstaltet die Pro City einen Markt auf dem parkplatzbefreiten Platz
Die Pro City hilft bei der Umsetzung von Strassenfesten (Webergasse, Neustadt, Oberstadt u.a.)
(Mehr) Kultur im öffentlichen Raum (Konzerte, Sommertheater, Strassenkunst)
Thematische Einkaufsrundgänge
Urbane Gärten
Winterliche Eisbahn auf dem Herrenacker
Velo-Parkplätze vor den Läden
Beim Einkauf ab einem bestimmten Einkaufsvolumen werden Busbillette und Parkgebühren ganz oder teilweise zurückerstattet
Wir freuen uns auf Ihre Ideen. Für einen weiteren Austausch stehen wir gern zur Verfügung.
Die AL-Fraktion des Grossen Stadtrates