AL kündigt Initiative für ergänzende Betreuungsangebote an

buendnisPKNachdem wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen im Bündnis Zukunft Schaffhausen die “Volksschulinitiative”, die sich gegen die Streichung von 14 Wochenlektionen wehrt, erfolgreich gesammelt haben, doppelt die AL mit einer kantonalen Volksinitiative nach. Unter dem Titel “7 to 7 – ergänzende Betreuungsangebote für jedes Kind im Kanton” fordern wir, dass Kindern im schulpflichtigen Alter während zwölf Stunden am Tag ein schul- und familienergänzender Betreuungsplatz angeboten werden soll.

Infos zu allen an der Pressekonferenz des Bündnis präsentierten Beiträgen gibt es auf zukunft-sh.ch, der Website des Bündnis Zukunft Schaffhausen.

 

Statement von Bea Will an der PK des Bündnis Zukunft Schaffhausen:

Liebe Schaffhauserinnen und Schaffhauser

Wir haben das Bündnis Zukunft Schaffhausen mitbegründet um in Zukunft gemeinsam gegen Sparmassnahmen und für wichtige neue Ideen kämpfen zu können.

Wir unterstützen nun zunächst die Volksschulinitaitve des Lehrervereins, der sich damit gegen die Streichung von 14 Wochenlektionen wehrt.

Die AG Familien der AL hat sich als nächsten Streich eine kantonale Volksinitiative ausgedacht. Wir freuen uns, wenn wir auf eine breite Unterstützung aus dem Bündnis Zukunft Schaffhausen zählen dürfen.

Ich möchte darum hier und heute in diesem Rahmen bekannt geben, dass diese Initiative:
„7 to 7“ – ergänzende Betreuungsangebote für jedes Kind im Kanton heisst. 7 to 7, weil das Betreuungsangebot 12h am Tag den Kindern offen stehen sollte.
Die genauen Anfangs- und Endzeiten des Angebots behalten wir uns noch vor.

Wir beteiligen uns damit nachträglich (fiktiv als 60.Teilnehmerin) am „Vernehmlassungsverfahren des Kantons zur Einführung bedarfsgerechter Tagesstrukturen“ und fordern in unserer Initiative:

  • ein flächendeckendes Angebot im ganzen Kanton.
  • dass jedes Kind im Kanton einen Anspruch ab dem 1.Kindergartenjahr bis und mit Vollendung des 6. Primarschuljahres auf einen schul- und familienergänzenden Betreuungsplatz geltend machen darf.
  • ein Betreuungsangebot von mind. 12h (inkl. der Schul- & Kindergartenzeit).
  • dass das Angebot modular aufgebaut und fakultativ nutzbar sein wird.

Für die Finanzierung dieses Angebots sehen wir verschiedene Möglichkeiten.
Wir werden Ihnen zum gegebenen Zeitpunkt ausführlich berichten, was wir Ihnen vorschlagen, und werden spätestens bei der Lancierung der Initiative bekannt geben, für welche Finanzierungsstrategie wir uns entschieden haben.

Es geht uns mit unserer Initiative darum, weiter nach vorne zu schauen, als diverse andere Kantone und Städte. Wir wollen die Familien- und Bildungspolitik endlich vorantreiben. Warum nicht endlich einmal auf die Überholspur gehen?

So wie Kindertagesstätten längst zum Bildungssystem der Schweiz dazu gehören sollten, aus verschiedenen Gründen, welche durch diverse Studien belegt sind, so sollten das gleichermassen Tagesschulen für Schulkinder sein.

Zudem haben wir durch die Beteiligung am Harmos-Konkordat beschlossen bis 2015 Tagesschulen und Tagesbetreuungsangebot für Schulkinder im Kanton zu schaffen und auszubauen. Das Angebot müsste also bereits schon stehen!
Wir jungen Familien in der Schweiz schauen ziemlich oft neidisch nach Norden in die skandinavischen Länder, welche uns aus familienpolitischer Sicht meilenweit voraus sind. Elternzeit dauert dort z.B. 480 Tage, die Arbeitstage sind kürzer, die Kitas nahezu gratis und das Schulsystem funktioniert auch anders und allenfalls kompakter. Kinderarzt und Professor Dr. med. Remo Largo erwähnt in einem Interview (Die Zeit, vom 19.02.2015), dass die skandinavischen Länder mit 3 bis 4.5 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes drei Mal so viel für Familien und Kinder aufwenden wie die Schweiz mit 1.3 Prozent. Wie das zustande kam, habe mit der Geschichte in diesen Ländern zu tun, wo Frauen direkt nach dem 2. Weltkrieg als unverzichtbare Arbeitskräfte gebraucht wurden. Diese Frauen haben sich damals schon Arbeitsbedingungen erkämpft, die mit dem Familienleben vereinbar sind. In der Schweiz werden Frauen längst als gleichberechtigte Arbeitskräfte (nicht gleich- bezahlte) in der Wirtschaft gebraucht und sind grösstenteils bestens ausgebildet, nur müssen sie immer noch um die Bedingungen kämpfen, die für sie und ihre Kinder, ihre Männer und somit letztlich für die Gesellschaft stimmen.

Wir fragen uns in diesem Zusammenhang immer wieder:
Was wären gute Lebensbedingungen für Familien, bzw. Eltern, Betreuungspersonen und Kinder? Wollen wir überhaupt Familien mit Kindern, die hier wohnen, arbeiten, Steuern zahlen und glücklich sind? Oder wollen wir zusehen, wie sie je nach Arbeitsplatz auch wieder abwandern in die grösseren Städte der Schweiz, welche schneller vorwärts gemacht haben mit dem Ausbau der Krippen und Tagesschulen? Welchen Wert hat Familie, Familienarbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit in Schaffhausen?

Es gibt tatsächlich Menschen in unserer Gesellschaft, die sich darüber wundern, wenn junge Menschen es nicht als Priorität in ihrem Leben erachten eine kleine oder grosse Familie zu gründen. Bei den Bedingungen, die jetzt (noch) vielerorts in der Schweiz und auch bei uns vorherrschen, ist das doch nur konsequent!

Wir wünschen uns trotzdem, dass es weiterhin junge Menschen gibt, die es wagen eine Familie in Schaffhausen zu gründen. Wir fordern einen familienfreundlicheren Kanton im heutigen und zukünftigen Sinne, was einschliesst, dass wir nicht einem alten Familienbild nachhängen, welches immer weniger gelebt wird, welches allen voran junge Frauen von heute, nicht mehr leben und so akzeptieren wollen.

Remo Largo meint: „Eigentlich sind wir ein pragmatisches Land, aber in einigen Bereichen wollen wir einfach nicht hinschauen. Was Eltern in der heutigen Zeit wirklich hilft sind Elternzeit, kostengünstige und qualitativ gute Krippen und Tagesschulen, welche die familienexterne Betreuung abdecken, sowie eine Wirtschaft, die Verständnis für Familie zeigt.“

In diesem Sinn, schliesse ich meine Ankündigung unserer Initiative und hoffe, dass ich den einen oder anderen Menschen in unserer Gesellschaft etwas nachdenklich stimmen und für unsere bzw. eine schon lange vor sich hin gärende Idee vieler SchaffhauserInnen und Schaffhauser einmal mehr, begeistern konnte.

Ich freue mich schon heute auf die Gespräche zum Thema: „7 to 7“ – Für die bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Schaffhausen.

Die Regierungen von Stadt und Kanton bitte ich, einmal nachzuschauen, wie viele alte Vorstösse zum Thema Tagesschulen und Hortplätze schon in Schubladen verschwunden sind und nicht wieder hervorgeholt wurden. So oder so, wir können nicht mehr warten, wir lancieren diese Initiative und wollen der Bevölkerung unserer Stadt damit einmal mehr zeigen: Wir sind da, wir sind u.a. auch eine junge Familienpartei, wie sie Remo Largo in einem Interview mit Sibylle Stillhart fordert (siehe Familienspick vom Januar 2015) und wir werden noch lange nicht ruhen!

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Bea Will für die AL (AG Familien)