Stellungnahme zur Silvesterparty an der Karstgasse

In der Silvesternacht organisierte eine Gruppe von Personen eine Party in der seit geraumer Zeit leerstehenden Liegenschaft an der Karstgasse 1. Die Feier wurde nach etwa zwei Stunden von der Schaffhauser Polizei beendet, nachdem Flaschen und Feuerwerkskörper aus den Fenstern auf den angrenzenden Platz – sowie vom Platz her in Richtung Fenster – geworfen worden sein sollen. Die Personalien von rund dreissig PartybesucherInnen wurden von der Polizei aufgenommen. So weit, so plausibel.

Dass nun jedoch die Eigentümerin der Liegenschaft, die Interessengemeinschaft Altstadt Schaffhausen (Igas) Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung erstattet, ist einigermassen absurd: In der Liegenschaft an der Karstgasse gab es nun schon vor der Party wirklich nichts mehr, das sich hätte kaputtmachen lassen – die Bude ist abriss- bzw. totalsanierungsreif, ein Sachschaden kann nicht entstehen, wo alles bereits derart beschädigt ist, dass es ohnehin entfernt und ersetzt werden muss. Und wenn ein Gebäude an bester Lage in der Stadt jahrelang leer steht und vor sich hin marodiert, weil seine Eigentümer nicht in der Lage sind, es in stand zu setzen und welcher Nutzung auch immer zuzuführen, dann kann von «Hausfriedensbruch» nicht die Rede sein, wenn jemand dafür sorgt, dass wenigstens kurzzeitig einmal Leben einkehrt.

Dass den von der Polizei erfassten PartybesucherInnen nun aber Fingerabdrucknahmen und DNA-Tests angedroht werden, ist absolut inakzeptabel. Ein solcher Eingriff in die körperliche Integrität lässt sich vor dem Hintergrund der Sachlage in keiner Weise rechtfertigen, er entbehrt jeglicher Verhältnismässigkeit – und widerspricht demnach dem verfassungsmässig garantierten Grundrecht auf persönliche Freiheit.

Wenn die Igas tatsächlich ein wie auch immer geartetes Interesse an unserer Altstadt hätte, täte sie gut daran, ihre Anzeige zurückzuziehen. Denn MieterInnen frühzeitig rauszuwerfen, um Liegenschaften dann in einem von der Überhitzung bedrohten Immobilienmarkt weiter verkommen zu lassen, ist nicht im Interesse der Stadt und ihrer BewohnerInnen. Und jene zu schikanieren, welche sich der verfallenden Baute annehmen, indem sie sie beleben und bespielen, ist nur kleinbürgerlich, popelig und äusserst fehl am Platz. Im weiten wie im engen Wortsinn.